contemplativa

Worte aus der Stille

Spuren eines inneren Weges

Eine Sammlung persönlicher Texte aus der Stille, dem Wandel, dem Werden und dem Menschsein.

Manche Worte kamen aus Dunkelheit, andere aus dem ersten Aufatmen, wieder andere aus dem Danach.

Sie stehen hier in der Reihenfolge ihres Entstehens.

10.11.2025

Die dunkle Nacht

Sehe nicht, wohin du mich führst.

Das Licht des Tages ist erloschen.

Kann nichts sehen, kann nichts tasten, kein Verlass ist auf diese Sinne.


Es zieht mich nach Innen eine eigentümliche Kraft, zieht in die Tiefe und doch nicht weg.

Manchmal leuchtet die Kraft auf, wärmt dann, macht weich und saft mein Herz, brennt zuweilen, brennt Altes weg.



Doch zieht sich das Licht zurück, bleibt Zweifel, Angst und Orientierungslosigkeit.

Weiß dann nicht wohin ich gehen soll, weiß nicht mal, wo ich bin.


Kann nicht sehen den Weg, kann nichts erkennen.


Verweilen ist die einzige Möglichkeit, Ausharren mit Mut vielleicht die Pflicht.



Wird so dann auch die Hoffnung geboren, denn verzweifeln kann ich nicht.

Muss warten in der Nacht bis die Morgenröte erscheint.



Oh dunkle Nacht, ich gebe mich dir hin.


17.11.2025

Die große Müdigkeit

Schwerer Mantel, umhüllst mich ganz.
Machst schwer Bewegung, Leben, alles.

Bin erschöpft, tief bis ins Mark.

Möchte leben, tanzen, sein, ganz leicht.


Erzwungene Pause, schäm' dich nicht.
Kann nicht noch mehr, um zu überwinden.


Muss ruhen, atmen, lassen.


Habe Angst, ganz zu versinken.

Doch ist die Angst der Kräfte Räuber.



Wärme, Weichheit, Akzeptanz, das scheint hier das beste Mittel.


Ich darf sein, so schwach, erschöpft und ausgebrannt.
Keine Schand', der Wahrheit ins Aug' zu sehen.


Hole Luft und werde ganz, um sein zu können, was ich bin.


Glaube oft, ich bin zu weich, darf nicht Schwäche zeigen.
Doch ist es letztendlich auch nur Stolz.



Befreie dich, Geist, lebe frei und lebendig.


18.11.2025

Ein Sonnenstrahl

Ich atme frei.
Ein Lichtstrahl bricht durch.

Noch auf hoher See, doch der Nebel verzieht.

Eine kurze Atempause oder der Beginn eines neuen Tages?
Kann es noch nicht sagen.

Spüre langsam Boden unter den Füßen, tragendes Fundament, Ausmaße unbekannt.
Gefahr von Absturz und Verlust ist gebannt.


Darf sein, sagen, zeigen.


Halt gibt Sicherheit, Vertrauen, Frieden.

Beginn einer neuen Zeit.


Befreit, befreit...


20.11.2025

Schöpfungsdrang

Oh, Lebenspuls, ich spür' dich deutlich.

Belebst und drängst mich, sanft, doch spürbar.
Weich und kräftig gleichermaßen,
wendig schnell und doch konstant.


Habe dich lange gesucht im Außen,
täuschend echten Bildern nach.

Doch bin immer darauf aufgewacht,
alleine, irgendwo und plötzlich kalt.


Ein Raum hat sich geöffnet.
Platz ist nun da für dich.

Darfst fließen, kreisen, tanzen.
Darfst mal stark sein und auch schwach.


Ich versuch' dich nicht zu packen, will nur spüren dich und atmen.


Gestalte, was Gestalt annehmen soll.
Bin Werkzeug nur, Kanal.



25.11.2025

Zeige mir den Weg

Der Pfad ohne Weg,

keiner mehr der führt,
keiner mehr der zeigt.
Kein Wegweiser, keine Karte.


Der Weg bisher schnell, steil,
doch ab hier schwerelos, ohne Fixpunkt.


Weiß' nicht mehr, ob ich mich bewege, noch wie schnell.

Bin auf mich gestellt und suche mich doch.

Kann nicht vorwärts, alles mühsam.
Kann nur nach Innen.

Muss mich fühlen, finden.
Dort wohl nur der nächste Schritt.

Suche mein eigenes Licht,
meine Laterne in der Finsternis.

Spüre, eine Kraft will fließen, gestalten, Ausdruck finden.
Doch sind noch zuviel Schichten, die verdecken.
Energie vom Leben selbst will sich ergießen.


Doch findet es noch nicht die rechte Bahn.



02.12.2025

Alter Anzug

Beengt, zerrissen, alter Anzug passt nicht mehr.
Alte Hülle, alte Stütze, alter Schutz, kaputt und bruchstückhaft.

Befrei' mich Stück für Stück, langsam zögernd, vorsichtig.
Last für Last fällt ab von mir.
Alte Schuld, alte Begrenzung, weg damit.


Freies Atmen, ungewohnt, Vertrauen wächst, wo keine Angst mir droht.
Leben kehrt zurück in alle Glieder, Freiheit auch, es fließt nun wieder.


Alter Anzug gab mir Form, die neue ist noch nicht gefunden.


Verletzlichkeit hat ihree Schönheit und auch Tiefe.
Schutz nicht durch starre Hülle.


Schutz heißt selber sein an sich.




09.12.2025

Ernüchtert

Aufgewacht, ein neuer Morgen.
Lange Nacht, sehr viel passiert.

Eigenartig nüchtern, sonderbar normal zugleich.
Irgendwas ist anders, als ob ein Traum zu Ende ist.

Nicht aufgewühlt, doch ungewohnt.
Fühl' mich irgendwie erleichtert.

Vergangener Schmerz hallt nach, doch scheint nun zu verblassen.
Abschied genommen, ohne Tschüss zu sagen.

Alte Wunde, warst nie Freund.
Kannst nicht erwarten, dass du mir fehlst.

Haben viel zusammen erlebt.
Hab' dich zu eigen mir gemacht, dachte lange du bist ich.

Jetzt schwindest du langsam aus meinem Leben.
Ungewohnt, doch werd' dich nicht vermissen.


Komm' von einer langen Reise nach Hause,
wohlauf, erschöpft, hat Spuren hinterlassen.

Bin nicht mehr der, der ich mal war,

doch bin mehr ich als ich je gewesen.




11.12.2025

Durch das Tor

Bin durch ein Tor gegangen, lautlos.

All' der Lärm und Schmerz ist hinter mir.

Hab' zurückgelassen, was ich war.
Bin nun nackt und ohne Last.

Kann die Mitte nicht mehr ausmachen.
Bin kein Punkt, kein Bild, eher Feld, Substanz.

Weiche Grenzen, sanftes Wehen, unerschütterliches Sein.

Leben ist wie eh und je, doch meine Welt nicht mehr die gleiche.
Alte Fäden zupfen dann und wann, fallen ab, nichts hält sie.

Nach Loslassen und Wachsen kommt Sein und Wirken.


Bin Kapitän auf diesem Schiff, doch navigier nicht mehr ich.
Setz' nur die Segel, wenn es günstig.
Angst verblasst vor Sturm und Wetter.

Alles anders, alles gleich beim Alten, sonderbar, doch wahr ist beides.


Möchte nur noch sein, was ich bin.




11.12.2025

Der Fluß

Innenwelt ist weich geworden, Mauern abgerissen.
Innen und Außen hat Distanz verloren, lebendiges Verbindungsstück.

Die Welt hat neuen Klang gewonnen, der sich zärtlich aufgedeckt.

Schwerer Mantel, dunkler Schatten, vielleicht für immer weg.

Zarte Klänge, neu, außen und auch innen. Grenze schwindet.
Feine Töne bezaubernd in der Stille, gleich wie Worte, ich als Empfänger.

Berühren mich und fordern auf:

Lebe hier und jetzt, nimm wahr und schweige.
Staune, liebe, fließ' dahin.

Sei ein Bächlein voller Wasser.
Klar, sanft kühlend, weich und sich ergebend,
tänzelnd, kreuselnd, auch verspielt.

Lass' alles los und folg' dem Weg, der dir vorgegeben.
Durchdring' das Leben, voll der Tiefe.

Sei das Lied, das wohl gesungen ist.

Freude, Freude, ich tauch' ein.



12.12.2025

Eine Melodie

Ewiger Raum, der Töne trägt.
Wahre Schönheit, die uns umfängt, durchdringt.

Facettenreicher Tanz der Klänge,
unendlich, vielfältig.

Jeder Ton ist Farbe gleich,
fühlbar, spürbar, wunderbar.

Verwobene Stränge, Einfachheit ohne Grenzen.

Raum trägt fort, geborgen, ewiglich bewahrend.
Einmalig, wiederkehrend, zeitlos schön.

Lang gefragt und nachgesinnt,
wer ich bin und was.

Die Antwort leise, langsam sich enthüllt:


"Bist Melodie."


Stille, Lassen und getragen, so die schönsten Töne werden,
tief und zart zugleich.


Schönheit ist's, die die Stille trägt.